Mittwoch, 27. März 2024 - Dienstag, 02. April 2024
Birke (Betula)
Esche (Fraxinus)
Hainbuche (Carpinus)
Pappel (Populus)
Weide (Salix)
Zypressengewächse (Cupressaceae)
Ulme (Ulmus)
Birkenpollen – die Saison startet durch!
Die zurückliegenden Tage prägte ein massiver Kaltlufteinbruch am Wochenende (mit Schneehauben für die Berge), welcher flankiert war von eher frühlingshaften Tagen. Gerade die milden Tage haben bei der Birke regional bereits den sprichwörtlichen Knoten platzen lassen. So sprang die Warnampel für die Rhein-nahen Gebiete schon vor dem Wochenende innerhalb von nur 2 bis 3 Tagen von grün (oder gelb) auf knallrot mit lokal ersten saisonalen Spitzenbelastungen. Das wechselhafte und sehr frische Wochenende entspannte dann die Situation zeitweilig wieder. Mit einiger Entfernung vom Rhein und seinen Nebenflüssen in Richtung Landesmitte und weiter nach Osten und Norden (mit Ausnahme des äußerten Nordostens) reichte es dann bei Sonnenschein und in trockenen Stunden zumindest für erste schwache, lokal auch schon mäßige Belastungen. Das Gros der Pollen blieb hier allerdings noch in den Pollensäckchen der heranreifenden Kätzchen stecken. Die Esche verursachte landesweit meist schwache bis mittlere Belastungen, an einigen wenigen Stationen in der Mitte und im Südwesten wurde ein hohes Belastungsniveau registriert. Besonders stark zur Sache ging es bisher nirgendwo. Erlenpollen, und Haselpollen sowieso, zählten nunmehr zu den seltenen Pollenarten in der Luft und dürften kaum noch irgendwo für Allergiesymptome verantwortlich gewesen sein. Weiterhin lieferten Pappel, Weide und teils noch Ulme beständig Pollen in geringer bis mäßiger Konzentration ab. Hainbuchenpollen flogen, wenn überhaupt, dann in geringer Zahl und vor allem dort, wo auch schon Birken blühten. Von Pollen irgendwelcher Zypressengewächse war ebenfalls nur wenig zu sehen, lokale und punktuelle Konzentrationshotspots ausgenommen. Bei den Sporen der von unseren Messstellen erfassten Schimmelpilzgattungen hob sich in den letzten Tagen nur Pleospora hervor. Diese Sporen erreichten nun mehrfach hintereinander saisonale Konzentrationsgipfel und damit teils Werte, bei denen man bei Alternaria-Sporen von der Auslösung von Allergiesymptomen bei den Betroffenen ausgeht. Sowohl Alternaria als auch Pleospora gehören zur Familie der Pleosporaceae, womit eine verwandtschaftliche Nähe vorhanden ist und Kreuzreaktionen nicht ausgeschlossen werden können.
Zu den bevorstehenden Ostertagen erreicht uns einmal mehr milde Luft, die zum Ostersamstag von der Landesmitte nach Osten und Südosten hin frühsommerliche Züge trägt. Die Tage drumherum sind zwar weniger mild, aber auch nicht kalt – einfach normaltemperiertes Frühlingswetter. Dazu gehören in der großen Westhälfte des Landes auch gelegentliche Regenfälle. Ganz im Osten ist Regen dagegen nur selten Thema. Der Pollenflug wird besonders am trockenwarmen Samstag aber auch in längeren Regenpausen genug Zeit finden, ordentlich aufzumucken.
Besonders im Fokus der Allergiker steht nun die Birke (Betula). Dieser juckt es förmlich in den Fingern, endlich loslegen zu können. Die milden Tage, allen voran der Ostersamstag, geben der Blüte einen ordentlichen Schub und außerhalb der höheren Berglagen beginnt bis zum Ende der Vorhersageperiode das wilde Stäuben nahezu im ganzen Land. Entsprechend machen sich Birkenpollen überall breit und werden vielerorts zur dominierenden Pollenart in der Luft. Der Pollenflug kann dabei sehr abrupt zunehmen und sich bei Sonnenschein von einem zuvor geringen, unvermittelt auf ein hohes Belastungsniveau steigern! Insbesondere die Ost- und Südosthälfte mit den voraussichtlich höchsten Temperaturen und den wenigsten Niederschlägen sind in den kommenden Tagen von einem raschen Belastungsanstieg betroffen – erste saisonale Belastungsspitzen absehbar inklusive! In der feuchteren und etwas kühleren Westhälfte gereicht es der Birke, wenn nicht schon geschehen, ebenfalls verbreitet zur Blüte und sobald durchziehende Regenfälle abgeklungen sind, stehen Birkenpollen in Fülle bereit. Hier dürften daher die Belastungen während eines Tages bzw. zwischen den einzelnen Tagen starken Schwankungen (von schwach bis stark) unterworfen sein. Ganz im Norden und Nordosten, sowie in den Bergen blühen nur wenige oder noch gar keine Birken. Trotzdem stänkern hier von Ferne herbeifliegende Birkenpollen und hinterlassen zwar weniger starke aber dennoch (möglicherweise) spürbare Belastungen.
Die Esche (Fraxinus) setzt in den nächsten Tagen weiter ihre allergologisch bedeutsamen Pollen frei. Die Vollblüte hat nun weite Teile Deutschlands erfasst bzw. wird dies in Kürze tun. Damit sind bei trocknem Wetter verbreitet zumindest mäßige, teils auch starke Eschenpollenbelastungen möglich. Nach mehreren starken Eschenpollenjahren hintereinander bleibt abzuwarten, was die Esche am Ende der Saison an Pollen auf die Waage bringt. Das weit verbreitete Sterben der heimischen Eschenbestände durch eine vermutlich eingeschleppte, invasive Pilzart verursachte bisher keinen deutschlandweit nachweisbaren Rückgang der Eschenpollenzahl.
Die weit verbreitete, birkenverwandte Hainbuche (Carpinus) blüht mit schwacher Blüte, die geringen Pollenflug verursacht. Davon sind zunehmend alle Flachlandregionen betroffen. Lokal können auch mal knapp mittlere Konzentrationsniveaus erreicht werden. Vielmehr müssen Allergiker nicht befürchten. Aufgrund der nahen Verwandtschaft beider Baumgattungen können Hainbuchenpollen Allergiesymptome bei Birkenpollenallergikern auslösen.
Die Zypressengewächse (Cupressaceae) verursachen weiterhin schwachen bis mäßigen Pollenflug. Je nach Zusammensetzung der umgebenden Vegetation mit den aktuell blühenden Arten dieser Pflanzenfamilie, sind auch hohe Konzentrationen lokal oder punktuell möglich.
Bei Pappel (Populus) und Weide (Salix) setzt sich der Pollenflug fort, kann nach zwischenzeitlichen „Schwächephasen“ auch wieder aufleben, je nach Artenzusammensetzung (es existieren verschiedene Pappel- und Weidenarten mit unterschiedlichen Blühzeiträumen) in der Umgebung. Dabei werden bei guten Pollenflugbedingungen weiterhin oft mittlere Pollenkonzentrationen erreicht, lokal und zeitweilig kann es auch zu starkem Pollenflug kommen (z.B. Ostersamstag). Die Pollen der Ulme (Ulmus) verlassen uns allmählich, bzw. ziehen sich nach Norden und Osten oder in kühlere Berglandregionen zurück. Im Südwesten und Westen wird in den Tieflagen nur noch geringer oder sporadischer Ulmenpollenflug erwartet, ansonsten schwacher bis mittlerer Pollenflug mit den höchsten Werten in den bisher kühlsten Flachlandregionen.
Der invasive Eschenahorn (Acer negundo) legt in den kommenden Tagen, dort wo er weit verbreitet ist (Osthälfte des Landes) kräftig los und wird im Zuge des sehr milden Osterwochenendes vielerorts das saisonale Pollenflugmaximum ansteuern. Dabei werden gebietsweise mittlere Pollenkonzentrationen erreicht. Auch hohe Konzentrationen sind unter Idealbedingungen denkbar. Im Rest des Landes sind nur wenig Ahornpollen unterwegs, die vorwiegend von insektenbestäubten Arten stammen. Der windblütige Eschenahorn sorgt für den Hauptteil des jährlichen Ahornpollenaufkommens. Ahornpollen gilt als zumindest moderat allergen.
Weitere Pollenarten, die momentan in kleiner Zahl fliegen, gehören zu Binsengewächsen (Juncaceae), Eibe (Taxus), Erle (Alnus), Hasel (Corylus), Lärche/Douglasie (Larix/Pseudotsuga), Rosengewächsen (Rosaceae), Sanddorn (Hippophae), Sauergräsern (Cyperaceae) und Spierstrauch (Spirea). Es können aufgrund der milden Vorgeschichte entlang des Rheins erste Pollen von Rotbuche (Fagus), Raps (Brassica, Brassicaceae) und Fichte (Picea) auftauchen. Auch Gräserpollen (Poaceae) oder Pollen krautiger Pflanzen, wie Ampfer (Rumex) dürften punktuell vereinzelt auftreten, machen aber aufgrund der Seltenheit allesamt keinen „Schaden“ bei den Betroffenen.
Die in der Außenluft befindlichen Sporen allergologisch bedeutsamer Schimmelpilzsporengattungen wie Alternaria und Cladosporium bewegen sich in den kommenden Tagen in Konzentrationen fernab von den bekannten Schwellenwerten, die Allergiesymptome auslösen können. Auch Sporen von Epicoccum sind sehr selten in der Luft. Nur die mit Alternaria verwandten Pleospora haben derzeit Zulauf und können in bis zu mittleren Konzentrationen fliegen. Zum Teil wird auch die für Alternaria bekannte Warnschelle erreicht und überschritten. Ob und in welchem Ausmaß Kreuzreaktionen der Pleospora zu Alternaria möglich sind und wo die Schwellenwerte zur Auslöse von Allergiesymptomen liegen, ist allerdings kaum erforscht.
Matthias Werchan, 27.03.2024
Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der der Erle, der Esche und der Birke für Deutschland finden Sie hier. Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Erle und der Birke in der Luft in Europa finden Sie hier.
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