Wochenprognose

Für Deutschland

Wochenpollenvorhersage Alois

Mittwoch, 21. Juni 2023 - Dienstag, 27. Juni 2023

Brennnesselgewächse (Urticaceae)
Ampfer (Rumex)
Esskastanie (Castanea)
Linde (Tilia)
Wegerich (Plantago)
Gräser (Poaceae)
Holunder (Sambucus)
Kiefer (Pinus)
Duftende Lindenblüten (Tilia) finden sich derzeit aller Orten. © Vladimir Gudvin/Shutterstock.com

Auch zum Sommeranfang mühen sich die Gräser weiter – Höchststände liegen aber hinter uns.

In den vergangenen Tagen gab zunächst trockene-warme Luft den Ton an, die später durch feucht-warme bis feucht-heiße Luft ersetzt wurde. In dieser fielen dann – endlich – auch im Osten und Norden des Landes recht kräftige Regenfälle …ein Segen für viele und vieles. Wie im Sommer üblich, waren die Niederschlagsmengen allerdings sehr ungleichmäßig über das Land verteilt und das Aufatmen fiel mal tief, mal nur leicht aus.
Beim Pollenflug blieben landesweit die Gräser Hauptakteur und belasteten, von Regenpausen abgesehen, allgemein stark. Allerdings nahm vor allem im Norden des Landes die andauernde Trockenheit dem Gräserpollenflug den Wind aus den Segeln. Höhere Pollenkonzentrationen als in der Vorwoche sind (Stand heute) daher nirgendwo mehr aufgetreten. Es sieht also ganz danach aus, als wären wir bei den Gräsern übern Berg, insbesondere im Südwesten und Westen. Stärkster „Gegenspieler“ der Gräser waren die Brennnesselgewächse, die in mittleren bis hohen Konzentrationen auftraten. Aber auch hier bremste die Trockenheit im Norden überbordende Werte. Etwas weniger häufige Kräuterpollen gehörten zu Ampfer und Wegerich (geringe bis mittlere Konzentrationen), seltene Kräuterpollen zu Hanf- oder Gänsefußgewächsen. Bei den Bäumen sah man immer noch Kieferpollen in bis zu mäßigen Konzentrationen und zunehmend Linde, Esskastanie und Götterbaum, zwar meist selten oder in geringer Menge, an einzelnen Messstellen aber auch häufig (wie bei der Esskastanie im Westen des Landes). Der Sporenflug berappelte sich und vor allem Cladosporium erreichte an mehreren Messstellen erstmals (knapp) die Sporentyp-eigene Warnschwelle, ab der Allergiesymptome bei den Betroffenen wahrscheinlich werden. Alternaria-Sporen nahmen ebenfalls zu, es fehlte aber noch überall an Sporen, um die Warnschwelle zu erreichen.

Der Sommer hat begonnen und die erste sommerliche Schwergewitterlage mit Starkregenfällen steht gleich zu Beginn der Vorhersagewoche ins Haus, womit beim Eintreffen der ersten Gewitterfronten auch Gewitter-Asthma durch Gräserpollen gebietsweise möglich ist! Durch die Niederschläge geht der Pollen- und Sporenflug dann aber nahezu überall für ein bis zwei Tage (oder zumindest ein paar Stunden) in die Knie. Nach Abzug des Tiefs stellt sich ab dem Wochenende wiederum warmes und meist trockenes Sommerwetter ein, das den Pollen- und Sporenflug rasch wieder intensivieren dürfte.

Die nach der heutigen Sommersonnenwende ganz allmählich kürzer werdenden Tage, lassen auch die Gräser (Poaceae) ganz allmählich kürzertreten. Allerdings besteht kein direkter Zusammenhang zwischen diesen beiden Gegebenheiten. Eher ist es die abflauende Blüte einiger zum Pollenflug stark beitragender Arten und die trockenheitsgeschädigten Graslandschaften im Norden, die weniger stark zum Pollenflug beitragen als gewohnt, „Schuld“ am allgemeinen Rückgang der Pollenkonzentrationen. Dennoch, nach den anfänglichen Regenfällen und einer kurzen Pollenflugpause ist ab dem ersten Sommerwochenende eine nochmalige Neuauflage hoher Gräserpollenbelastungen in weiten Gebieten und an den meisten Tagen geplant. Auch in hochgelegenen Gebieten der Mittelgebirge und der Alpen blühen die Gräser und können bis in die Höhenlagen an der Baumgrenze stark belasten. Wenig wahrscheinlich ist das nochmalige Erreichen zuvor erreichter Höchststände im Pollenflug, zumindest in den Tieflagen. Die Bergelagen spielen in einer anderen Liga. Hier ist die späte Blüte der Gräser für punktuell ansteigende Konzentrationen verantwortlich. Das Getreide, allen voran der Roggen (Secale), ist hingegen verblüht und Getreidepollen sind vorerst keine mehr in der Luft.

Ampfer (Rumex) und Wegerich (Plantago) profitieren vom Regen und wachsen frisch heran, sodass in den kommenden Tagen kein Abflauen des geringen bis mäßigen Pollenflugs zu erwarten ist. Auf Wiesen mit reichlich Kräuterbesatz sind weiterhin punktuell hohe Pollenkonzentrationen möglich.

Auch die Brennnesselgewächse (Urticaceae) können bei stabilerer Feuchtversorgung wieder besser gedeihen und mehr Blütenstände ausbilden. Am Pollenflug ändert sich gegenüber der Vorwoche jedoch nur wenig. Eine leichte Zunahme ist tendenziell möglich, vor allem im Norden, Osten und in den Bergen. Dabei werden mittlere bis hohe Pollenkonzentrationen erwartet, die hauptsächlich von der allseits bekannten Brennnessel (Urtica) herrühren. Innerhalb städtischer Wärmeinseln oder an anderen wärmebegünstigten Orten steuern auch allergene Glaskräuter (Parietaria) ihre Pollen in zumeist geringem Umfang bei. Punktuell sind hohe Pollenkonzentrationen dieser Pflanzengattung jedoch nicht ausgeschlossen.

Der bisher deutlich messbare Kieferpollenflug (Pinus) endet mit den ergiebigen Regenfällen weitestgehend. In den Hochlagen der Alpen beginnt allerdings die Blüte der Latschenkiefer (P. mugo) und bringt lokalen Kiefernpollenpflug hervor.

Die drei Baumpollenarten Linde (Tilia), Götterbaum (Ailanthus) und Esskastanie (Castanea) stehen aktuell in den kommenden Tagen auf dem Höhepunkt ihrer Blüte.
Messbarer Pollenflug ist vor allem in der Nähe zu den Quellen zu beobachten, wo auch stellenweise hohe Konzentrationen möglich sind. Lindenpollen ist aufgrund der weiten Verbreitung von Linden (bevorzugter Straßenbaum) deutlich stetiger und flächiger in der Luft als die Pollen der Esskastanie, die recht selten gepflanzt wird und nur im Südwesten Deutschlands natürlicherweise vorkommt. Bei dieser Art stehen, sofern die Windrichtung stimmt, regelmäßig Ferntransporte von der Alpensüdseite nach Deutschland auf dem Programm, womit selbst hohe Pollenkonzentrationen tageweise auf größerer Fläche möglich sind. Götterbaumpollen konzentrieren ihr Erscheinen vor allem auf die wärmeren Zentren der Städte, dem bisherigen Verbreitungsschwerpunkt dieser Art. Lindenpollen kann bei einigen Menschen zu Sensibilisierungen und spürbaren allergischen Symptome führen. Pollen der Esskastanie kann in hohen Konzentrationen bei Birkenpollenallergikern zu gewissen Kreuzreaktionen führen. Götterbaumpollen gilt ebenfalls als allergen.

Die Holunderblüte (Sambucus) lässt in den wärmeren Regionen deutlich nach, womit Holunderpollen dort allmählich wieder selten auftritt. In kühleren, schattigeren, nördlicheren oder höher gelegenen Gegenden blühen weiterhin viele Büsche und verursachen dort leichten Holunderpollenflug, der rund um die voll erblühten Büsche auch mal mittel bis stark ausfallen kann. Holunderpollen ruft in der Regel keine Allergien hervor. Sollten sich dennoch allergische Reaktionen entwickeln, verschwinden diese durch etwas Distanz zu den Pflanzen wieder.

Zu den oben genannten Pollentypen kommen gelegentlich einzelne Pollen von Beifuß (Artemisia), Gänsefußgewächsen (Chenopodiaceae/Amaranthaceae), Birke (Betula), Eiche (Quercus), Hanf – Hanfgewächsen (Cannabis Cannabaceae), Rosskastanie (Aesculus), letzte Pollen von Liguster (Ligustrum), Sauergräsern (Cyperaceae) und immer wieder ein paar Pollen der großen Familie der Zypressengewächse (Cupressaceae). Zahlreich blühen die unterschiedlichsten insektenbestäubten Kräuter und Sträucher. Daher können sporadisch auch Pollen von z.B. Natternkopf (Echium), Pfeifenstrauch (Philadelphus), diversen Korbblütlern (Asteraceae), Hahnenfußgewächsen (Ranunculaceae) oder Doldenblütlern (Apiaceae) in unseren Pollenflugmessgeräten und auch überall sonst auftauchen.

Der Sporenflug allergener Schimmelpilze nimmt nun immer mehr Gestalt an. Das zuerst noch nasse, dann trocken-warme Wetter wird die Bildung und Ausbreitung von insbesondere Cladosporium massiv begünstigen und für ein immer deutlicheres Überschreiten der Sporentyp-spezifischen Warnschwellen sorgen. Hohe Belastungen können also ab dem Wochenende immer häufiger und immer verbreiteter auftreten. Alternaria „wartet“ noch auf die in Kürze beginnende Getreideernte, um dann verstärkt loszulegen. In den kommenden Tagen wird die wohl die Warnschwelle erstmals in der Saison angetestet. Epicoccum und Pleospora sind vorerst nur in sehr geringer Zahl vertreten.

Matthias Werchan, 21.06.2023

 

*** Wir danken der Allergopharma GmbH & Co. KG und der GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***


Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Gräser und des Roggen für Deutschland finden Sie hier.
Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Gräser in der Luft in Europa finden Sie hier.

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