Mittwoch, 02. September 2020 - Dienstag, 08. September 2020
Traubenkraut (Ambrosia)
Beifuß (Artemisia)
Brennnessel (Urtica)
Gänsefuß (Amaranthaceae)
Gräser (Poaceae)
Wegerich (Plantago)
Wenn´s Ambrosia nicht gäbe, wäre die Pollensaison schon gelaufen – Pilzsporensaison hält noch an.
Der Pollenflug im Lande gab sich in den vergangenen Tagen mehrheitlich zahm. Gräser- und Beifußpollen wurden nur in niedriger Konzentration ermittelt oder waren stellen- und tageweise nicht mehr nachweisbar. „Großes Kino“ war auch beim Pollenflug von Brennnessel und Glaskraut nicht mehr zu sehen – allerorten gingen die Konzentrationen weiter zurück. Andere Arten von Kräuterpollen (Hopfen, Ampfer, Wegerich) schlingerten am Rande der Bedeutungslosigkeit entlang. Stören konnte diese Eintracht einzig die als Spätblüherin bekannte Ambrosia. Hier ging es in den letzten 2 Wochen wild zu. Zumindest in den immer wieder erwähnten Hotspots dieser in Ausbreitung befindlichen invasiven Pflanzenart (bzw. -arten) im Südosten Brandenburgs, wehten den Allergikern beachtliche Pollenkonzentrationen um die Nase, wobei teilweise das Ausmaß einer Beifußblüte weit überschritten wurde. Außerhalb von Besiedlungsschwerpunkten waren dagegen mitunter keine oder nur einzelne Ambrosiapollen in der Luft. Der Sporenflug hat insgesamt nachgelassen, unterlag aber großen witterungsbedingten Schwankungen. Insbesondere der Sporenflug von Cladosporium kann bei Betroffenen noch zu starken Reaktionen geführt haben. Der Flug von Alternaria-Sporen ist im Verhältnis zu vorherigen saisonalen Höchstständen bereits um etwa 80-90 % reduziert.
Einigermaßen spannend geht es in den kommenden Tagen beim Traubenkraut (lat. Ambrosia) weiter. Wir befinden uns derzeit auf dem Höhepunkt der Ambrosia-Blüte in Deutschland. Pollenflugbegünstigende Bedingungen vorausgesetzt, können sich in den Gebieten mit großen Ambrosiabeständen unter dem Strich anhaltend hohe Belastungen für die Betroffenen ergeben! Ambrosia dominiert dort klar den Pollenflug, während in Gebieten ohne Ambrosiavorkommen die bescheidenen Reste der Brennnessel-Pollensaison den Ton angeben. Zentraler Verbreitungsschwerpunkt der Ambrosia in Deutschland ist, wie oben bereits erwähnt, das südöstliche Brandenburg und Teile Nordsachsens. Hier haben sich auf Feldern, Straßenrändern und Brachflächen Millionen von Pflanzen ausgebreitet, die zwar teilweise bekämpft aber nicht mehr aus der Landschaft getilgt werden können. Damit kann sich dort auch die Situation für Beifußpollenallergiker – Stichwort: Kreuzreaktion – noch einmal verschlechtern. Etabliert hat sich die Pflanze allerdings bereits in nahezu allen Regionen Deutschlands. So gibt es beispielsweise in Bayern und NRW immer wieder kleinere bis mittlere Vorkommen von einigen Duzend bis zu mehreren Tausend Pflanzen. Die heterogene Verteilung der Ambrosia bewirkt kleinräumige, punktuelle Belastungen, die von sehr schwach bis stark reichen und von unseren Messgeräten nur unzureichend erfasst werden. Als gesichert gilt, dass im größten Teil unseres Landes der Ambrosiapollenflug noch zu unbedeutend ist, um eine wesentliche Rolle für Allergiker zu spielen. Ganz anders sieht es dagegen in Ländern wie Ungarn, der Ukraine oder Teilen Frankreichs aus, wo die Ausbreitung der Ambrosia aktuell weiträumig hohe Pollenkonzentrationen hervorruft. Diese sind selbst für uns von Bedeutung, wenn sich mit dem Wind Pollen von dort aus zu uns ausbreiten. Wetterlagen, die auf diese Art Ferntransport von Ambrosiapollen hindeuten, sind nach aktuellem Stand vorerst nicht zu erwarten.
Die allenfalls spärlichen Mengen an Beifuß- (Artemisia) und Gräserpollen (Poaceae) in der Luft rufen in den kommenden Tagen nur noch die empfindlichsten Pollenallergiker auf den Plan. Ausschläge nach oben sind nun kaum noch möglich. Da auch in den Nachbarländern die Pollenquellen allmählich versiegen, bleiben Ferntransporte, wie sie bei Ambrosia möglich sind, bei diesen beiden allergenen Pollenarten weitestgehend aus. Gänzlich Verschwinden werden die Pollen von Beifuß und Gräsern bis zum Ende der aktuellen Vorhersage nicht, wohl aber mehren sich die belastungsfreien Tage.
Die Pollenkonzentrationen der Brennnesselgewächse (Urticaceae) sind bereits gering und verringern sich weiter. Dennoch fliegen Pollen von Brennnessel (Urtica) und Glaskraut (Parietaria) in den kommenden Tagen noch regelmäßig. Die geringen Werte (die Konzentrationen sind seit Anfang August um über 90 % zurückgegangen) machen Betroffenen das Leben nicht mehr schwer, zumal der Pollenflug auch bei den an sich guten Pollenflugbedingungen in Süddeutschland nicht mehr zunehmen wird. Brennnesselpollen sind noch bis in den Oktober hinein nachweisbar.
Der Rest ist schnell erzählt und fällt unter den Bereich „Weitere Pollenarten“: Weitere Pollenarten, die in der aktuellen Vorhersagewoche in kleiner Zahl messbar sein können, entstammen aktuell zum größten Teil der ausklingenden Blüte windbestäubter Kräuterarten, allen voran den Gänsefußgewächsen/Fuchsschwanzgewächsen (Chenopodiaceae/Amaranthaceae) und dem Wegerich (Plantago). Auch vereinzelte Ampferpollen (Rumex) und letzte Pollen der Hanfgewächse (Cannabaceae), also von Hopfen (Humulus) und Hanf (Cannabis) sind dabei. Daneben fliegen Pollen insektenbestäubter Kräuterfamilien, insbesondere von diversen Arten der Korbblütler (Asteraceae), die, wenn in sehr großer Zahl vorkommend, eine kreuzreaktive Relevanz zu den beiden Allergieverursachern Beifuß und Ambrosia (ebenfalls Korbblütler) haben. Arten wie beispielsweise die Goldrute (Solidago) produzieren einiges an Pollen, der beim Durchschreiten eines Bestandes dieser Art den Betroffenen um den Kopf wirbelt oder im Blumenstrauß zu Hause die Raumluft belastet. Daneben finden sich Kräuterpollen von Doldenblütlern (Apiaceae), Knöterichgewächsen (Polygonaceae), Heidekrautgewächsen (Ericaceae) und vom Efeu (Hedera) in der Luft. Vereinzelt sind Pollen der Zypressengewächse (Cupressaceae) messbar.
Weiterhin fliegt eine erkleckliche Zahl an Schimmelpilzsporen. Besonders die Konzentrationen der beiden allergenen Gattungen Alternaria und Cladosporium bewegen sich in den kommenden Tagen voraussichtlich noch auf einem Niveau, bei dem Allergiesymptome bei Betroffenen möglich sind. Viele Sporenarten begrüßen dabei Tage mit trocken-warmen Wetter, wo sich die Sporen auf Wanderschaft begeben. Dramatisches dürften aber selbst die zuletzt noch recht aktiven Cladosporium-Sporen nicht mehr zustande bringen. Die allergen Sporengattung Epicoccum fliegt beständig und kann im September sogar noch zulegen. Der Sporengehalt der Außenluft ist aber insgesamt verhältnismäßig niedrig, so dass Epicoccum weitestgehend unter dem Radar der Betroffenen fliegt.
Matthias Werchan, 02.09.2020
*** Wir danken der Allergopharma GmbH & Co. KG und der AstraZeneca GmbH für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***
Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Gräser, des Beifußes und der Ambrosia für Deutschland finden Sie hier.
Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Gräser, des Beifußes und der Ambrosia in der Luft in Europa finden Sie hier.
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