Wochenprognose

Für Deutschland

Wochenpollenvorhersage Albrecht

Mittwoch, 05. Juli 2023 - Dienstag, 11. Juli 2023

Brennnesselgewächse (Urticaceae)
Gänsefußgewächse (Amaranthaceae/Chenopodiaceae)
Ampfer (Rumex)
Esskastanie (Castanea)
Gräser (Poaceae)
Linde (Tilia)
Wegerich (Plantago)
Ein Ort zum Verweilen bei großer Hitze, bei Seewind ist zudem der Pollenflug mau. © Pawel Kazmierczak /Shutterstock.com

Pollenbelastungen kaum verändert – Sporenbelastungen auf Höhenflug.

In den vergangenen Tagen bescherte uns das Wetter keine großen Schlagzeilen und „überraschte“ zur Abwechslung mal mit ganz normalem Sommerwetter. Nur am heutigen Vorhersagetag sorgte ein respektables Sturmtief an den Küsten für Aufregung. Gegenüber der Vorwoche entspannte sich die Pollenflugsituation insgesamt. Vor allem bei den Gräserpollen gingen die Konzentrationen auf ein allmählich verträglicheres Maß zurück. Immer häufiger kam der Zeiger auf der Belastungsskala vor allem in den von Mai- und Junitrockenheit geprägten Gegenden und innerhalb großer Städte nicht mehr über ein mäßiges Niveau hinaus, manchmal nicht mal mehr über ein geringes. Hohe Belastungen traten aber ebenfalls noch an einzelnen Tagen auf bzw. konzentrierten sich auf einzelne Stationen. Die häufigsten Baumpollen in der Luft stammten von Linde und Esskastanie. Zwar flogen deren Pollen meist in geringer Menge, es gab aber auch Stationen, wo mal die Linde, mal die Esskastanie mit hohen Pollenkonzentrationen aufwarteten und in Einzelfällen zum dominantesten Pollentypen in der Luft avancierten. Bei den Brennnesselgewächsen ging es wider Erwarten nicht voran, stattdessen verringerten sich die Konzentrationen nahezu überall und hohe Konzentrationen tauchten so gut wie nicht mehr auf. Andere Kräuter, wie Ampfer, Wegerich, Gänsefuß und Co. sendeten (sehr) geringe bis mittlere Pollenmengen auf die Reise. Platzhirsch in der Luft waren nun allerdings weniger die Pollen als vielmehr die Sporen der Schimmelpilze, allen voran Cladosporium. Hohe Konzentrationen, teils weit über der Sporentyp-spezifischen Reizschwelle wurden an vielen Tagen und zahlreichen Messstellen dokumentiert. Auch Alternaria konnte je nach Region und vor allem gegen Ende der zurückliegenden Vorhersagewoche mit neuen saisonalen Höchstständen aufwarten, speziell im Norden und Osten der Republik.

In der aktuellen Vorhersagewoche flutet nach allen Vorhersagen eine warme bis heiße Luftmasse (kurzfristig?) unser Land und dürfte das Thema Wärmebelastung in den Vordergrund rücken. Auch der Pollen- und Sporenflug trifft auf Wetterbedingungen, die theoretisch hohe Belastungen hervorrufen können.

Die Gräser (Poaceae) bleiben in den kommenden Tagen wichtigster Allergenträger unter den Pollen.
Allerdings sind immer mehr Arten knauserig mit ihren Pollen, da sich deren Blütezeit allmählich ihrem Ende nähert. Im Großen und Ganzen sollten mäßige Belastungen in der Fläche überwiegen mit dazwischen gestreuten Hotspots, wo es darüber hinaus geht. In der Tendenz nehmen die Pollenkonzentrationen gegenüber der Vorwoche nicht weiter ab, da sich verbreitet Pollenflug-förderliche Witterungsbedingungen einstellen werden und die Regenfälle der vergangenen zwei Wochen in der Nordhälfte das Gräserwachstum wiederbeleben konnten.

Ampfer (Rumex) und Wegerich (Plantago) bleiben sich treu und verursachen weiterhin geringen bis mittleren Pollenkonzentrationen mit punktuellen Überschreitungen auf Wiesen mit zahlreichen blühbereiten Pflanzen dieser beiden Gattungen. Gräserpollenallergiker könnten durch die Pollen des Wegerichs über allergische Kreuzreaktionen beeinträchtigt werden. Über mögliche unangenehme Begleiterscheinungen des Ampferpollenflugs ist in Deutschland kaum etwas bekannt. Allergiesymptome lassen sich jedoch nicht völlig ausschließen.
 
Die aktuelle Schwächephase der Brennnesselgewächse (Urticaceae) könnte sich noch etwas fortsetzen. Zumindest sind trotz Sonnenscheins keine großen Sprünge hin zu verbreitet hohen Pollenkonzentrationen zu erwarten. In den derzeit (Rhein-Main-Gebiet und drumherum) und im Mai/Juni von Wassermangel betroffenen Regionen (große Teile Norddeutschlands), sowie an den Küsten und in den Hochlagen der Berge treibt die Sommersonne die Konzentrationen auf ein gerade mal mäßiges Niveau. In den anderen Gebieten werden im Verlauf auch hohe Konzentrationen wieder möglich. Die Familie der Brennnesselgewächse birgt neben der namensgebenden Brennnessel (Urtica) zusätzlich das Glaskraut (Parietaria) in ihren Reihen. Die Pollen beider Gattungen sind unterschiedlich stark allergieauslösend. Das Glaskraut hat eine hohe allergologische Relevanz, wohingegen die Brennnessel unauffällig(er) ist. Das Glaskraut ist bisher auf die Zentren und Ränder manch städtischer Wärmeinsel oder auf andere wärmebegünstigte Gegenden beschränkt und dessen Pollen daher vermutlich selten in der Luft. Das zunehmend wärmere Klima begünstigt also das Wachstum und die Ausbreitung des Glaskrauts, wodurch mit Blick auf die kommenden Jahre immer mehr Menschen in Deutschland in Kontakt mit den allergenen Glaskrautpollen kommen dürften.

Weiterhin blühen Linde (Tilia) und Esskastanie (Castanea). Lindenpollen können daher landesweit in geringer bis mittlerer Zahl in der Luft auftreten. Im „Schatten“ großer, voll erblühter Bäume (jetzt vor allem Winterlinde – T. cordata) ist der Pollenflug auch stark. Esskastanien können ihr Umfeld ebenfalls stark mit Pollen belasten oder durch Ferntransporte aus der südlichen Alpenregion auch mal in hoher Konzentration tageweise einwandern, kommen ansonsten meist in kleiner Zahl daher. Lindenpollen kann bei einigen Menschen zu Sensibilisierungen und spürbaren allergischen Symptome führen. Pollen der Esskastanie kann in hohen Konzentrationen bei Birkenpollenallergikern zu Kreuzreaktionen führen.

Die Familie der Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae/Amaranthaceae) beginnt verstärkt zu blühen und streut Pollenmengen aus, die in der Fläche zu (sehr) geringen Pollenkonzentrationen führen. Punktuell kann im Umfeld großer blühender Bestände von Melde (Atriplex), Gänsefuß (Chenopodium) und Co – wie so oft – mehr Pollen auftreten. Durch die Pollen der Gänsefußgewächse können Allergiesymptome hervorgerufen werden. In Ländern des ariden Südens, z.B. im Nahen Osten, sind die dortigen Vertreter der Gänsefußgewächse wichtige Allergieauslöser. Aufgrund der geringen Pollenzahlen hierzulande, hält sich die potenzielle Allergiegefahr in Grenzen.

Zu den oben genannten Pollentypen kommen gelegentlich Pollen von Beifuß (Artemisia), Götterbaum (Ailanthus), Hanf – Hanfgewächsen (Cannabis Cannabaceae), Holunder (Sambucus) und immer wieder ein paar Pollen der großen Familie der Zypressengewächse (Cupressaceae). Zahlreich blühen die unterschiedlichsten insektenbestäubten Kräuter und Sträucher. Daher können sporadisch auch Pollen von z.B. Natternkopf (Echium), Pfeifenstrauch (Philadelphus), diversen Korbblütlern (Asteraceae), Hahnenfußgewächsen (Ranunculaceae) oder Doldenblütlern (Apiaceae) in unseren Pollenflugmessgeräten und auch überall sonst auftauchen. Kieferpollenflug (Pinus) wird durch die Latschenkieferblüte (P. mugo) in den Hochlagen verursacht. Einzelne Pollenkörner können auch in den Tieflagen zu finden sein.

Der Sporenflug allergener Schimmelpilze geht insbesondere bei Cladosporium geradewegs in Richtung alljährlicher Spitzenkonzentrationen! Nach den gebietsweisen stärkeren Regenfällen begünstigen nun Sonne und Wärme den Sporenflug. Hohe Sporenkonzentrationen sind nahezu überall zu erwarten. Nur in den Hochlagen der Berge und entlang der Küste bei Seewind sind die Konzentrationen weniger üppig. Dazu startet in den kommenden Tagen die Getreideernte durch, die besonders den Sporenflug von Alternaria mechanisch ankurbelt. Auch bei Alternaria sind daher schnell sehr hohe Konzentrationen auf größerer Fläche möglich. Besser beraten ist man in großer Höhe, direkt am Meer (Seewind) und teils innerhalb dichter Waldbestände. Der Sporenflug von Epicoccum ist zwar im Verhältnis zu Alternaria und erst recht zu Cladosporium schwach, nimmt aber ebenfalls zu. Warnschwellen sind hier allerdings unbekannt.

Matthias Werchan, 05.07.2023



*** Wir danken der Allergopharma GmbH & Co. KG und der GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***


Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Gräser für Deutschland finden Sie hier.
Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Gräser in der Luft in Europa finden Sie hier.

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