Mittwoch, 22. April 2020 - Dienstag, 28. April 2020
Buche (Fagus)
Eiche (Quercus)
Fichte (Picea)
Gräser (Poaceae)
Platane (Platanus)
Rosskastanie (Aesculus)
Zypressengewächse (Cupressaceae)
Birke (Betula)
Esche (Fraxinus)
Hainbuche (Carpinus)
Weide (Salix)
Birke gibt den Staffelstab beim Pollenflug ab - Eiche und andere Baumarten übernehmen.
Dauersonne gepaart mit freundlicher Unterstützung von Wind und Frühlingswärme gelten zu dieser Jahreszeit als Garanten üppigen Pollenflugs. Bei der aktuell vorherrschenden Wetterlage kann sich daher wohl jeder „Ottonormalallergiker“ ausrechnen, dass so einiges an Pollen durch die Luft wirbeln muss. Die Frage ist natürlich: Wie viel und von welcher Art? Immer noch sehr zahlreich wurden in den vergangenen Tagen Birkenpollen gemessen, wenn auch die Zeit der höchsten Belastungen für die allermeisten Allergiker im Land vorbei gewesen sein dürfte. Auch bei den Eschen gingen die Pollenkonzentrationen nicht mehr weiter nach oben, im Süden und Westen waren die Belastungen sogar nur noch schwach. Es scheint fast so, als wollten Birken und Eschen anderen Baumpollen Platz in der Luft machen, namentlich besonders Eichen und Buchen. Aber der Reihe nach.
Die Birke (Betula) verliert nun zusehends ihren dominanten Rang im Luftstaub. Ausgehend von vormaligen Spitzenbelastungen sind die mittleren täglichen Pollenkonzentrationen an den allermeisten Messstellen bereits um 80 bis 90 % zurückgegangen. Zwar dürfte im kühlen Norden und Osten Deutschland, sowie in den höheren Berglagen auch in den kommenden Tagen, beim Ausbleiben von Niederschlägen, das hohe Belastungsniveau erhalten bleiben, in den anderen Landesteilen ist für die Birke „die Messe aber so langsam gesungen“, so dass Belastungen auf hohem Niveau zum Ende des aktuellen Vorhersagezeitraums kaum noch auftreten dürften. Nicht völlig außer Acht lassen sollte man die Möglichkeit von Ferntransporten aus Skandinavien oder dem Baltikum. Hier ist die Birkenblüte noch in vollem Gange. Der dort produzierte Pollen kann mit Winden aus Nord bis Ost bis nach Deutschland verfrachtet werden und bei heimischen Allergikern Symptome hervorrufen.
Der Esche (Fraxinus) geht es ähnlich wie der Birke. Die Hauptblüte ist im Süden und Westen des Landes explizit vorbei, beschränkt sich nunmehr auf die kühleren küstennahen Gebiete und die Berglagen. Örtlich sind hier in den kommenden Tagen noch hohe Belastungen möglich, ansonsten werden, bei allmählich weiter zurückgehenden Pollenkonzentrationen, schwache bis maximal mittlere Belastungsstufen erreicht.
Geradezu überpünktlich sind dieses Jahr die Gräser (Poaceae) dran, die mit dem zeitigen Erblühen des auffälligen Wiesenfuchschwanzes (Alopecurus) erste Zeichen gesetzt haben. Weitere, potentere Gräserarten stehen mit ihrer Blüte bereits in den Startlöchern. Dem Temperaturgefälle von Südwest nach Nordost entsprechend sind die Gräser im warmen Südwesten und Westen der Republik schon besonders weit entwickelt. Hier muss mit stetig weiter steigenden Belastungen auf ein verbreitet schwaches, später auch schon mittleres Belastungslevel gerechnet werden. Östlich und nordöstlich der Elbe verläuft die Entwicklung etwas langsamer. Gräserpollen belasten hier nur lokal und in geringer Intensität.
Die schwache Pollensaison der Hainbuche (Carpinus) geht nun auch in den kühlen Ecken des Landes ihrem Ende entgegen. Da in vielen Regionen des Landes in dieser Saison sowieso kaum nennenswerter Hainbuchenpollenflug zu verzeichnen war, spielen die wenigen verbleibenden Pollen in der Luft keine wesentliche Rolle mehr für Hasel-, Erlen- und Birkenpollenallergiker.
Deutlich vorangeschritten ist in den vergangenen Tagen die Blüte der (Rot-)Buchen (Fagus) und Eichen (Quercus). So verwundert es nicht, dass Eichenpollen (siehe Foto) den Birkenpollen mittlerweile den zahlenmäßigen Rang ablaufen, zumindest im Westen und Süden und in städtischen Wärmeinseln weiter östlich. In den anderen Gebieten hat die Eichenblüte erst zaghaft oder noch gar nicht eingesetzt, entsprechend startet hier der Pollenflug gerade bzw. sogar erst in den kommenden Tagen. Die Tendenz beim Pollenflug der Eiche zeigt in den meisten Regionen jedenfalls klar nach oben. Auch die Buche scheint keinen Totalausfall hinzulegen (wie in manch anderem Jahr). Buchenpollen wurden bisher in etwa dort festgestellt, wo auch schon Eichenpollen fliegen, nur in geringeren Konzentrationen. Für eine fundierte Einschätzung der saisonalen Intensität dieser beiden Baumgattungen ist es aber noch zu früh. Sowohl Eichen- als auch Buchenpollen tragen Allergene in sich, die denen der Birke ähneln und können bei manchen Birkenpollenallergikern zu Kreuzreaktionen und daher zur Verlängerung von Allergiebeschwerden beitragen.
Die Blüte der beiden Siedlungsbaumarten Platane (Platanus) und Rosskastanie (Aesculus) arbeitet sich von Südwest nach Nordost durch die Dörfer und Städte unseres Landes und hat sich den Erwartungen entsprechend in den vergangenen Tagen intensiviert. Vor allem ganz im Norden und Osten sowie in den Berglandregionen kann sich der Pollenflug noch weiter verstärken, im Rest des Landes wird in etwa das Niveau der Vortage erreicht. Insbesondere Platanen können innerstädtisch für bedeutsamen Pollenflug sorgen. Außerhalb menschlicher Siedlungen ist mangels Pollenquellen (Platanen kommen in Deutschland nur gepflanzt vor) der Platanenpollenflug nur sehr schwach. Die Platanenpollensaison ist meist kurz und intensiv, die der Rosskastanien vergleichsweise schwach aber in ihrer Dauer etwas länger.
Die allergologisch unbedeutende, doch in manchen Jahren sehr potent auftretende Pollenschleuder Fichte (Picea) hat an einigen Orten bereits ihre Zapfen geöffnet und mit der Verteilung ihrer Pollen begonnen. Ob noch etwas Großes aus dieser Saison entsteht, lässt sich nach dem massenweisen Dahinsiechen der Fichten in den letzten beiden Jahren aufgrund von Hitze, Trockenheit und Borkenkäferbefall kaum vorhersagen.
seit Februar anhaltende Weidenblüte (Salix) verursachte bis zuletzt noch messbaren Pollenflug von schwacher bis sogar mäßiger Intensität. In den kommenden Tagen geht nun aber auch den letzten blühenden Weidenarten zumindest in den Tieflagen des Südens und Westens langsam die Puste aus. Weidenpollen in nennenswerter Zahl treten in der Folge vor allem noch im Norden und Nordosten sowie im Bergland auf, ansonsten wird der Weidenpollenflug immer sporadischer ohne bereits völlig zu verebben.
Der windblütige Eschenahorn (Acer negundo) ist in den vergangenen Tagen weitestgehend abgeblüht. Ahornpollen sind nun im ganzen Land wieder recht seltene Gesellen in der Luft, stammen mehrheitlich vom weit verbreiteten aber insektenblütigen Bergahorn (A. pseudoplatanus). Allergische Reaktionen sind von den wenigen Pollen in der Luft kaum zu erwarten.
Der Raps (Brassica) blüht in voller Pracht. Die allergologisch relevanten Rapspollen, entweichen aber zum Glück in nur geringer Zahl den großflächig vorhandenen Pollenquellen.
Weitere Pollenarten, die in der aktuellen Vorhersagewoche in kleiner teils zunehmender, teils abnehmender Zahl messbar sein können, stammen insbesondere von der Familie der Sauergräser (Cyperaceae) und der Familie der Rosengewächse (Rosaceae), von der Walnuss (Juglans), der Lärche/Douglasie (Larix/Pseudotsuga), der Erle (Alnus), der Pappel (Populus), dem Maulbeerbaum (Morus), dem Ginkgo (Ginkgo), dem Sanddorn (Hippophae), dem Spierstrauch (Spirea), der Kiefer (Pinus), der Tanne (Abies) und den Wiesenkräutergattungen Ampfer (Rumex) und Wegerich (Plantago).
Die Sporenzahl bedeutsamer allergener Schimmelpilzsporengattungen ist weiterhin sehr klein und ohne ernstzunehmenden Einfluss auf Sporen-Allergiker.
Matthias Werchan, 22.04.2020
Ärztliche Hinweise von Prof. Dr. med. Karl-Christian Bergmann:
Die Birkenpollensaison geht in Deutschland also dem Ende entgegen – aber für jeden Zweiten, der eine Birkenpollenallergie hat, geht ein unangenehmes Leiden weiter – er leidet an einer Apfelallergie. Darüber möchte ich heute gerne kurz informieren. Etwa 50 % aller erwachsenen Personen mit einer allergischen Rhinitis durch Birkenpollen und andere Baumpollen entwickeln in Deutschland eine sog. pollen-assoziierte Nahrungsmittelallergie mit den Symptomen eines Oralen Allergie-Syndroms (OAS). Am häufigsten ist eine Reaktion der Mundschleimhaut auf Äpfel, daneben auch auf anderes Kern- und Steinobst (Kirschen, Pflaumen, Pfirsiche etc.). Diese Reaktion wird ausgelöst durch eine Kreuzreaktivität, d.h. sehr ähnliche Struktur zwischen den Allergenen in Birkenpollen und den Allergenen in Äpfeln und anderem Obst. Woran erkennt man ein OAS? Es ist leicht selbst zu diagnostizieren, denn die Beschwerden sind unverkennbar. Wenige Minuten nach dem Essen eines Apfels treten im Mund Juckreiz, Brennen, Kratzen, Schwellungen der Mundschleimhaut und der Zunge und Rötungen der Haut auf. In vereinzelten Fällen wurden auch schwerwiegendere systemische Reaktionen bis hin zum anaphylaktischen Schock berichtet. Die Allergene in den Äpfeln sind hitzeempfindlich und werden auch beim Kontakt mit Sauerstoff zerstört. Deshalb können Äpfel nach dem Erhitzen (Bratäpfel) oder Zerkleinern (Apfelmus, sehr klein geschnittene Äpfel) auch von Apfelallergikern gegessen werden.
Die Bildung der Apfelallergene hält nach dem Pflücken noch an; frisch gepflückte Äpfel haben die geringste Allergenkonzentration. Betroffene berichten häufig, dass sie beim Essen bestimmter Apfelsorten, z.B. Golden Delicious, schwere Symptome haben, bei anderen weniger bis keine – dies sind in der Regel alte Apfelsorten. Isst man regelmäßig einen Apfel der alten Sorten, so tritt häufig eine Toleranz auch gegenüber allergenreichen Sorten auf – es lohnt sich also, nach alten Sorten zu suchen und diese täglich zu essen.
Im einem der nächsten Newsletter werden wir Ihnen eine Liste derjenigen Äpfel vorstellen, die auch von Apfelallergikern gut vertragen werden.
*** Wir danken der Allergopharma GmbH & Co. KG, der AstraZeneca GmbH und der GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***
Corona-Virus und Pollenallergie
Zur Stellungname des Vorsitzenden der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst: "Corona-Virus und Pollenallergie" vom 13.03.2020
Zu den Antworten auf Ihre Fragen zur Stellungname des Vorsitzenden der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst: "Corona-Virus und Pollenallergie" vom 13.03.2020
Zu den wichtigen Hinweisen des Vorsitzenden der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst zum Thema "Kortison" vom 31.03.2020
Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Esche, der Birke und der Gräser für Deutschland finden Sie hier.
Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Erle, der Birke und der Gräser in der Luft in Europa finden Sie hier.
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