Pollen fliegen in zahlreichen Schattierungen – Birke und Esche haben meist die Nase vorn.
Die vergangenen Tage gingen erneut landesweit trocken über die Bühne. Dabei erreichte uns vor dem Wochenende ein Hauch süßen Frühlings, der jedoch am Samstag (05. April) von deutlich herzhaftem Wetter aus dem Norden verdrängt wurde – mit einstelligen Höchstwerten und verbreiteten Nachfrösten im Gepäck. Wie schon in den Vorwochen zeigte sich der Südwesten milder als der Nordosten, wodurch sich mittlerweile ein veritabler Gradient in der Vegetationsentwicklung aufgebaut hat. Während im Südwesten und entlang des Rheins die Birken in Vollblüte stehen und sogar schon Platanen und erste Eichen loslegen, laufen sich die Birken nach Osten hin erst langsam warm. Am sehr milden Freitag und windigen Samstag kam es aber erstmals in weiten Landesteilen zu hohen Birkenpollenbelastungen. Danach verzögerte die eingeströmte Polarluft die weitere Entwicklung der Birkenblüte und die Belastungen ließen vor allem nach Norden und Osten wieder deutlich nach. Zur Erinnerung: Im vergangenen Jahr lag am 9. April in Sachen Birke das Schlimmste bereits hinter uns. Eschenpollen belasteten im Zuge der diesjährigen veritablen Eschenblüte verbreitet stark und ließen sich auch von der kalten Luft nicht so sehr beeindrucken wie die Birken. Pollen von Hainbuche, Pappel, Weide, Zypressengewächse und regional (nach Osten) auch Ahorn tummelten sich mal schwach bis mäßig, mal mäßig bis stark (stark speziell am Freitag) in der Luft. Platanenpollen gingen in den wärmebegünstigten Regionen im Südwesten erstmals und dann innerstädtisch sogleich in hoher Konzentration ans Werk. Hier tauchten auch erste Eichenpollen auf. Die restlichen Pollenarten wurden nur fein- oder feinst dosiert serviert und setzten sich meist aus Blütenstaub von Eibe, Erle, Hasel, Hopfenbuche, Lärche, Binsen- und Rosengewächsen, Sanddorn oder Sauergräsern zusammen. Schimmelpilzsporen-technisch musste nichts befürchtet werden. Die Werte für Alternaria und Cladosporium blieben deutlich unter den bekannten Warnschwellen. Epicoccum und Pleospora flogen nur einzeln herum, von Belastung konnte keine Rede sein.
In den kommenden Tagen stellt sich die Wetterlage um. Es wird von Südwesten her insgesamt milder und ab dem Wochenende darf auf Niederschlag gehofft werden. Wo, wie viel Regen fällt, ist aktuell noch unsicher. Fast schon sicher ist dagegen, dass es auch lange Gesichter geben wird, da der Regen ungleich verteilt wird und es gebietsweise weiter vor sich hin staubt und stäubt – wo wir dann auch beim Thema wären. Denn trotz gelegentlicher und hoffentlich auch kräftigerer Regenfälle ist abseits davon mit reichlich Blütenstaub in der Luft zu rechnen. Der April ist einfach die pollenstärkste Zeit des Jahres, dicht gefolgt vom Mai.
Der Pollenflug der Birke (Betula) legt in den kommenden Tagen eine ordentliche Schippe drauf. Das zunehmend wärmere Wetter aktiviert die verschlafene Masse an Bäumen im Norden und Osten und quetscht einen großen Teil der noch verbliebenen Pollen im Südwesten und Westen aus ihren Kätzchen. Aus den vormals kalten Nordwinden werden mildere Südwinde. Diese wehen die Pollen bis in die letzten Zipfel im Norden des Landes. Damit ziehen hohe Belastungen hierzulande immer weitere Kreise und mancherorts sind saisonale Belastungsgipfel möglich! Etwas Hoffnung auf zwischenzeitliche Entlastung bieten die lokalen bis gebietsweisen Regenfälle und die Tatsache, dass die diesjährige Birkenblüte weniger stark ausfällt als im Vorjahr. Auch in den Hochlagen der Berge kann man als Birkenpollenallergiker recht gut über die Runden kommen.
Beim Eschenpollenflug (Fraxinus) ist landauf, landab weiterhin mit oft hohen Belastungen zu rechnen – die starke Eschenblüte macht’s möglich. Während im phänologisch fortgeschrittenen Südwesten bereits immer mehr Eschen aus dem Rennen gehen, steigen im Norden und Osten sowie in den Berglagen immer noch Bäume ein. Daher können die Pollenkonzentrationen regional (Oberrhein) bereits abnehmen, während sie anderenorts (so auch in den mittleren Berglagen) in den nächsten Tagen sogar noch oder wieder zunehmen werden.
Auch die Hainbuche (Carpinus) blüht dieses Jahr stark – teils hohe Pollenkonzentrationen wurden und werden gemessen. Aktuell hat der Pollenflug in den Tieflagen des Westens und Südwestens recht verbreitet den Zenit erreicht, im kühleren Osten und Norden darf man sich auf diesen noch freuen. So sind in den nächsten Tagen je nach Witterung und Anzahl blühender Bäume in der Umgebung wieder mittlere bis hohe Pollenkonzentrationen möglich, allerdings mit regional (im Westen und Südwesten) abnehmender Tendenz. Als Birkenverwandte kann die Hainbuche Birkenpollenallergiker über allergische Kreuzreaktionen reizen.
Während sich Ulmenpollen (Ulmus) in den kommenden Tagen in die höheren Berglagen zurückziehen und ansonsten nur mehr vereinzelt auftauchen, halten Pappelpollen (Populus) noch etwas länger die Stellung. Der Pollenflug ist allerdings nahezu überall rückläufig und erreicht meist nur noch ein geringes bis (knapp) mittleres Konzentrationsniveau mit den höchsten Werten ganz im Norden, Osten und in höher gelegenen Regionen. Bei den Weiden (Salix) tut sich nicht viel. Die Tendenz beim Pollenflug ist seitwärtsgerichtet. Je nach umgebender Weidenartenkonstellation und entsprechendem Blühstadium der Art ist der Pollenflug mal schwach, mal mäßig und lokal auch stark.
Die Platanenpollensaison (Platanus) beginnt. Die Blüte dieses typischen Stadtbaumes breitet sich in den kommenden Tagen rasch im Westen aus und erreicht auch die Wärmeinseln großer Städte in der Mitte und im Osten. Bedeutsamer Pollenflug entsteht insbesondere im Einflussbereich von Platanenalleen oder auf Platanen-bestandenen Plätzen. Sobald die Platane zu blühen beginnt, werden zügig stattliche Pollenmengen freigesetzt, die zu hohen Pollenkonzentrationen in der näheren und weiteren Umgebung der Bäume führen. Platanenpollen können Allergiesymptome auslösen. Darüber hinaus können sich von den Bäumen feine Härchen bei der Blatt- und Blütenstandsentwicklung lösen und bei empfindlichen Menschen die Bronchien reizen und Husten auslösen (Platanenhusten). Dieser Husten hat nichts mit einer Platanenpollenallergie zu tun und betrifft Allergiker und Nichtallergiker gleichermaßen.
Eichen (Quercus) und Rotbuchen (Fagus) lassen erste Pollen entlang des Rheins und dessen Umgebung steigen. Die Blüte dieser Arten wird sich in den nächsten Tagen allerdings noch nicht allzu weit gen Osten ausbreiten. Der phänologische Rückstand ist im Osten recht groß. Allerdings können vor allem Eichenpollen mit den auf Süd drehenden Winden weiter nach Norden vorankommen. Dort wo die Saison richtig in Schwung kommt, können Eichenpollen, bei geeigneten Pollenflugbedingungen, leicht ein hohes Konzentrationsniveau auf größerer Fläche erreichen. Bei der Rotbuche bleibt abzuwarten, wie viele Blütenstände sich in dieser Saison an den Bäumen zeigen. In manchen Jahren fällt der Pollenflug mangels Blüten fast komplett ins Wasser, während er in anderen Jahren der Birke Konkurrenz machen möchte.
Immer noch können einzelne Arten der Zypressengewächse (Cupressaceae) lokal in größerer Zahl blühen. Dann sind kurzzeitig (sehr) hohe Pollenkonzentrationen in der Umgebung der blühenden Pflanzen möglich. Ansonsten ist wie auch in der Vorwoche zwischen (sehr) schwachem und starkem Pollenflug alles möglich.
Die Rapsblüte (Brassica) hat begonnen und reichert die Feldflur allmählich mit satten Gelbtönen an. So richtig los geht es allerdings zunächst im äußersten Westen und Südwesten. Hier ist dann geringer Rapspollenflug zu erwarten. Im Umfeld bereits voll erblühter Felder treten auch höhere Konzentrationen auf, vereinzelt allergische Beschwerden hervorrufen können. Weiter nach Norden und Osten beginnen erste Pflanzen zu blühen, so dass sporadisch Pollen fliegen können.
Der invasive und windbestäubte Eschenahorn (Acer negundo) blüht. Vor allem im Osten Deutschlands sind daher gebietsweise Ahornpollen in mittlerer, lokal auch hoher Konzentration in der Luft, zumindest, solange es trocken bleibt. Dazu kommen insektenbestäubte Arten, wie der Spitzahorn (A. platanoides) die jetzt überall im Land sporadischen oder sehr geringen Ahornpollenflug auslösen können.
Andere Pollenarten, die sich in den kommenden Tagen in größtenteils geringer Zahl detektieren lassen, gehören zu Hasel (Corylus), Erle (Alnus), Eibe (Taxus) Lärche (Larix), Binsen- (Juncaceae) und Rosengewächsen (Rosaceae), Rosskastanie (Aesculus), Sanddorn (Hippophae) Sauergräsern (Cyperaceae), oder Ziergehölzen wie Spierstrauch (Spirea) oder Flieder (Syringa). Auch Gräserpollen (Poaceae) oder Pollen krautiger Pflanzen, wie Ampfer (Rumex) oder Löwenzahn (Taraxacum – Cichorioideae) sind bereits vereinzelt vertreten. Nicht ausgeschlossen werden können zudem erste Pollen von Maulbeerbaum (Morus) und Ginkgo (Ginkgo).
Der Flug von Schimmelpilzporen ist in den nächsten Tagen weiterhin handzahm. Allerdings dürften Pleospora mit dem Auftauchen der ersten Regenfälle deutlich zahlreicher als bisher vertreten sein. Sensibilisierungen oder Schwellenwerte sind für diesen Sporentyp jedoch nicht bekannt. Alternaria, Cladosporium, Epicoccum fliegen in unbedeutender Zahl.
Matthias Werchan, 09.04.2025
*** Wir danken allergyinsider, einem Service von Thermo Fisher Scientific, für die Unterstützung dieser Wochenpollenvorhersage. ***
Zur Wochenpollenvorhersage des PID für die Stadt Berlin gelangen Sie hier.
Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Erle, Esche und Birke für Deutschland finden Sie hier. Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Erle, Birke und Gräser in der Luft in Europa finden Sie hier.
Für die Anmeldung unseres wöchentliches Newsletters schreiben Sie bitte eine E-Mail mit dem Betreff „Anmeldung des PID Newsletters“ an barbora.werchan[at]charite.de Dankeschön!