Die Immuntherapie ist die bisher einzige Therapieform, die den Beschwerdegrad und den Verlauf eines Heuschnupfens beeinflussen kann. Unbehandelt geht etwa jede 3. allergische Rhinitis über die Jahre allmählich in ein allergisches Asthma über, das zunächst nur während der entsprechenden Pollensaison auftritt (wenn die Pollen fliegen kommt der Husten…); dies wird als saisonales allergisches Asthma bezeichnet. In den dann folgenden Jahren treten die Asthmabeschwerden dann immer länger und schließlich auch außerhalb des Pollenflugs auf.
Die Immuntherapie gibt es schon über 100 Jahre; in den letzten Jahrzehnten wurde diese Therapie bedeutend verbessert. Die Extrakte wurden „sauberer“, d.h., sie enthalten immer besser gereinigte Allergene oder sind mit Adjuvantien gekoppelt, die ihre Wirkung verstärken.
Daneben wurde die Art der Verabreichung der Extrakte erweitert. Neben der „klassischen“ Immuntherapie mit Injektionen unter die Haut (sog. „subkutane Immuntherapie“, SCIT) wurde die heute gleich wirksame sog. „sublinguale Immuntherapie“ (SLIT) entwickelt. Dabei wird das Allergen im Mund mittels Tropfen oder Tabletten eingenommen. Die SLIT hat den Vorzug, dass starke Nebenwirkungen praktisch nicht auftreten.
Bei der SCIT bekommt der Patient in steigender Konzentration Pollenallergene unter die Haut (Oberarm) injiziert. Die Immuntherapie beginnt am besten ca. 3-4 Monate vor dem Auftreten der jeweiligen Pollen, damit bei Blühbeginn bereits schützende Antikörper vorhanden sind. Bei einer Birkenpollenallergie beginnt man also am besten bereits im September, um beim Beginn der Baumpollensaison mit Haselnusspollen (Beginn kann schon im Dezember oder im Januar erfolgen, in Abhängigkeit vom Temperaturverlauf in diesen Monaten) eine Immunisierung zu erhalten. Eine begonnene Behandlung kann auch während einer Pollensaison mit verminderter Dosis fortgesetzt werden. Diese Therapie wird von der Weltgesundheitsorganisation als "Allergieimpfung" bezeichnet. Sie kann die Beschwerden einer Pollenallergie erheblich lindern, weil sie die Ursache und nicht die Symptome bekämpft.
Die Erfolgsaussichten dieser Behandlungsmethode sind bei den unterschiedlichen Allergien nicht einheitlich: Bei den Insektengiftallergikern ist eine Erfolgsquote von 90 % zu erwarten, während nur etwa 70 % der Gräserpollenallergiker und 60-70 % der Baumpollenallergiker nach der Behandlung weniger oder gar keine Beschwerden mehr verspüren. Für Kinder oder Allergiker mit ausgeprägter Überempfindlichkeit oder Angst vor Injektionen eignet sich die genannte sublinguale Immuntherapie.
Wenn Interesse an einer SCIT und der SLIT besteht, so muss eine gute Beratung über Beginn, Dauer, mögliche Nebenwirkungen, die Bedeutung einer konsequenten Nutzung der Extrakte und vieles andere besprochen werden, was den Rahmen dieser kurzen Übersicht sprengen würde.
Prof. Dr. med. Karl-Christian Bergmann, aktualisiert am 20.01.2021