Es gibt Menschen, die mögen Gewitter, andere Menschen fürchten sich davor und es gibt Menschen bei denen Gewitter gesundheitliche Risiken verursachen, bekannt als Gewitter-Asthma („Thunderstorm Asthma“).
Während des Beginns eines Gewitters werden Pollenkörner, die vorher bei warmem Wetter hoch in die Luft transportiert wurden, durch starke Abwinde und mit dem aufkommenden Regen sehr schnell aus höheren Luftschichten heruntergedrückt und heruntergewaschen, mit der Folge eines schnellen Anstiegs der Pollenkonzentration in Bodennähe. Der abrupte Wechsel der atmosphärischen Bedingungen, insbesondere Veränderungen in der Luftfeuchte, führen dazu, dass sich auch die Bedingungen in den Pollenkörnern verändern. Osmotisch getrieben steigt der Druck in den Pollenkörnern, so dass diese in großer Zahl aufplatzen können und kleine, allergene Partikel (< 5 ?m) des im Pollenkorn vorhandenen Cytoplasmas in die Umgebungsluft abgeben. Diese winzigen Partikel können leicht bis in die unteren Atemwege eindringen. Damit können plötzlich auch Personen mit einer saisonalen allergischen Rhinitis von Asthmaattacken betroffen sein, die bisher keine Erfahrungen mit Asthma gemacht haben.
Dieses spezielle und dramatische Phänomen ist bereits seit mehr als 30 Jahren bekannt. Einer der bekanntesten Experten des Gewitter-Asthmas und gleichzeitig einer der Autoren mit den meisten Publikationen auf diesem Gebiet ist Prof. Gennaro D´Amato aus Neapel in Italien. Seine Kommentare zum dramatischen Ereignis eines Gewitter-Asthmas (November 2016) in Melbourne (Australien) können Sie hier: Thunderstorm asthma; ´You´re talking an event equivalent to a terrorist attack´ lesen.
Laut Prof. Dr. med. Karl-Christian Bergmann vom Allergie-Centrum-Charité in Berlin kommen in Deutschland, besonders während Gewittern in der Graspollensaison, vermehrt Personen mit allergischen Symptomen in die Ambulanz. Allerdings werden hierzulande keine so schweren allergischen asthmatischen Reaktionen beobachtet, wie derzeit aus Australien berichtet werden.
Wichtige Fakten:
- Mäßiger Regen entfernt für gewöhnlich Pollen vollständig aus der Luft. Zu Beginn eines starken Gewitters steigt jedoch die Pollenkonzentration kurzzeitig an.
- Gewitter-Asthma tritt am häufigsten spät im Frühling und im Sommer auf, wenn hohe Konzentrationen luftgetragener Pollen auftreten.
- Personen mit einer Pollenallergie, die sich während eines Gewitters innerhalb geschlossener Räume aufhalten, sind nicht betroffen.
- Ein erhebliches Risiko besteht vor allem bei Personen, deren Asthma nicht adäquat behandelt ist.
- Auch Personen mit allergischer Rhinitis, ohne vorhergehende Asthmaerfahrungen können schwere Bronchialobstruktionen (Bronchienverengungen) erfahren.
Der Artikel basiert auf Informationen aus folgender Literatur:
D’Amato G, Liccardi G, Frenguelli G. Thunderstorm-asthma and pollen allergy. Allergy. 2007; 62: 11–16.
D’Amato G, Holgate ST, Pawankar R, Ledford DK, Cecchi L, Al-Ahmad M, et al. Meteorological conditions, climate changde, new emerging factors, and asthma and related allergic disorders. A statement of the World Allergy Organization. World Allergy Organ J. 2015; 8(1): 25. doi:10.1186/s40413-015-0073-0.
D’Amato G, Vitale C, D’Amato M, Cecchi L, Liccardi G, Molino A, et al. Thunderstorm-related asthma: what happens and why. Clin Exp Allergy. 2016; 46(3): 390–6. doi:10.1111/cea.12709.
07.12.2016